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Die Ärzte – Hell

© Hot Action/Universal 

Acht lange Jahre hat sich die beste Band der Welt Zeit gelassen, um endlich wieder neue Musik auf den Markt zu bringen. Mit Hell veröffentlichen die Alt-Punker ihr dreizehntes Studio-Album.

Wer auf drei Akkorde für ein Hallelujah zum Start wartete, wird bitter enttäuscht. E.V.J.M.F. bietet nichts geringeres als einen fantastischen Trap-Beat, enorm schade, dass die Ärzte keine Grenzen sprengten und sich Maxim, Nico und Tarek ins Studio holten. So nah waren die Ärzte ihren Berliner Kollegen von K.I.Z musikalisch noch nie. Aber gut, lassen wir es losgehen.

Keine Notwendigkeit für einen Plan B

Nach über 30 erfolgreichen Jahren im Musik-Business, müssen die Ärzte ihren Sound nicht mehr auf Biegen und Brechen neu erfinden. Es sind Songs wie Plan B oder Warum spricht niemand über Gitarristen? für die man Bela, Farin und Rod über die Jahre lieben gelernt hat. Klamauk-Bands sind in diesen Tagen bekanntlich in aller Munde, den Ärzten wurde dieses Attribut noch nie zum Verhängnis.

Denn sie bremsen den Spaß auch immer wieder selbst ab. Belas Clown aus dem Hospiz dürfte der beste Song des Drummers seit seinen Beiträgen auf Geräusch sein. Der ewige Streitpunkt zwischen Fans der Ärzte und der Toten Hosen, die Frage nach “Wie politisch soll es denn sein und überhaupt, was ist noch Punk”, wird auch auf Hell befeuert. Die Ärzte bleiben ihrem Credo treu, gesellschaftspolitische und hochaktuelle Themen werden in Fexxo Cigol (Verschwörungstheorien), Woodburger und Liebe gegen rechts (auf typische Ärzte-Art) behandelt. Es braucht keinen Plan B, die erfolgreiche Ärzte-Formel hat sich über Jahre bewährt.

Freude in Zeiten der Pandemie

Alle drei Mitglieder treten wenig überraschend als Songwriter auf. Farin bringt mit Das letzte Lied des Sommers einen Track heraus, der ohne weitere Probleme auf einem seiner Solo-Alben oder auch auf dem Ärzte-Doppelalbum Geräusch Platz hätte. Ein Lied das ausschließlich gute Laune verbreitet und in den grauen Corona-Monaten einfach besonders gut tut.

Er kann aber auch anders: Ich, am Strand zeichnet das Bild eines gescheiterten Menschen, wohl verpackt in einem glücklich anmutenden Latin-Sound, der in krasser Diskrepanz zum dargebotenen Text steht. Ebenfalls ernster wird er in Leben vor dem Tod, vollkommen unironisch sinniert er über das Dasein. Aber klar, es gibt auch andere Seiten: Belas Einmal ein Bier und der typische Rod-Song Polyester. Letzterer fühlt sich etwas deplatziert an.

Punk gibt es an einigen Stellen auch noch, etwa in der Lead-Single Morgens Pauken. Was ist noch Punk? Diese Frage stellt sich die Band nun schon einige Jahre, tatsächlich gibt sie sich mit ihren eigenen Songs immer selbst eine Antwort.

Die beste Band der Welt

Ein Album der Ärzte fühlt sich immer wie Heimkommen an. So viele Facetten sind schon bekannt und es macht auch nichts, dass sich die Band den bewährten Mitteln ihrer langen Karriere weiterhin bedient. Musik, die die Laune hebt und eingefleischte Fans, ein wenig nostalgisch Schwelgen lässt. Mit Hell haben die Ärzte wieder einmal bewiesen, dass sie es noch drauf haben. Nach dem Vorgänger-Album auch war mit dieser Renaissance nicht unbedingt zu rechnen. BelaFarinRod bilden und bleiben einfach die beste Band der Welt.

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