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Emma Ruth Rundle, Thou – May Our Chambers Be Full

© Sacred Bones

Kollaborations-Alben sind etwas aus der Mode gekommen. Die Sludge Metal Band Thou und die amerikanische Post-Rock Sängerin Emma Ruth Rundle sehen das anders und veröffentlichten mit May Our Chamber Be Full eine gemeinsame Platte.

Im Sommer 2019 spielten Thou und Emma Ruth Rundle gemeinsam beim Roadburn Festival 2019 und legten dort den Grundstein für ihre weitere Zusammenarbeit. Nur wenig später entschloss man sich an einem gemeinsamen Album zu arbeiten. Ein vielversprechendes Vorhaben: Auf der einen Seite der tiefe, rifflastige Sludge von Thou, auf der anderen der Post-Rock von Emma Ruth Rundle, die mit ihrem Gesang dem Sound eine ordentliche Gewürzbrise mitgeben kann. Herausgekommen ist eine sieben Lieder umfassende, 36 Minuten lange Platte die auf den Namen May Our Chamber Be Full hört.

Eine perfekte Ergänzung

Es scheint fast so, als hätte sowohl die Band, als auch die Sängerin auf das jeweilige Gegenüber gewartet. Die Musiker harmonieren hervorragend miteinander. Wer prinzipiell schon beim bloßen Ausdruck Sludge Metal zurückschreckt und sich nicht mit dem vermeintlich dunklen Genre anfreunden will – dem sei die Angst genommen. May Our Chamber Be Full dient als perfekte Platte für den Einstieg.

Eine Kostprobe von Emma Ruth Rundles warmen, melodischen Gesang über die tiefen Gitarren Thous bekommt man schon im Opener Killing Floor. Ein harter, aber sehr harmonischer Start in ein halbstündliches Abenteuer. Thous Sänger Bryan Funck gibt ein dezentes – schreiendes – Echo. Generell muss man den Gesang Funcks lobend erwähnen: Es dürfte nicht viele Sänger in diesem Genre geben, die die eigene Stimme so gut und gekonnt einsetzen können.

Natürlich wird May Our Chamber Be Full an manchen Stellen auch härter. Aber nie unharmonisch. Monolith könnte ein Song mit großer Zukunft sein, wenn der richtige Produzent und Filmregisseur ihn einzusetzen weiß. Ein Track der Bilder erzeugt und in seiner Anmutung an den Rock der frühen 90er Jahre erinnert. Es ist diese schwebende Schwere die die Identität dieses Genre bildet. Out of Existence lässt den Hörer durch die Riffs schweben, auch dank Emmas Gesang, der von Bryan Funcks This one is predetermined / This one will find no favor / This one is weight unburdened / Dragging down our lives abgelöst wird.

Ancestral Recall hält ein fantastisches Riff parat, das verträumt und wieder voll auf die Nuss gibt. Musikalisch könnte diese einfache aber effektive Melodie tatsächlich auch von Bands wie Radiohead stammen. So geht das auch im zunächst ruhigeren Magical Cost weiter, das sich bald in einen Mix aus Melodie und Härte auflöst. Das Projekt ist Anti-These zum gängigen Spotify-Mantra: Lange Songs, kein schnelles auf den Punkt kommen, sondern stetige Steigerung zum Höhepunkt. Im neunminütigen Closer The Valley werden weitere Grenzen gesprengt, es gibt Streicher und ordentlich Raum zur Entfaltung. Der Song hallt nach und lässt den Hörer mit Eindruck zurück.

May Our Chamber Be Full dient als Türöffner für Musikliebhaber, die mit dem Sludge-Genre bisher wenig anfangen konnten. Ein von vorne bis hinten gelungenes Projekt zweier wie für einander gemachten Musiker(gruppen).

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