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MATT MALTESE – GOOD MORNING IT’S NOW TOMORROW

© Nettwerk Music Group

Chamber Pop haben wir hier noch nicht wirklich besprochen. Das ändert sich heute, Matt Maltese ist einer der Vertreter des Genres und er hat sein drittes Studioalbum GOOD MORNING IT’S NOW TOMORROW veröffentlicht. .

BACKGROUND

Matt Maltese hat 2017 einen Song geschrieben, der Jahre später zu einem viralen Hit werden sollte. „As the World Caves In“ wurde zuletzt auch von Doja Cat in einer Instagram Story gefeiert. Ein Lied über eine Affäre zwischen Theresa May und Donald Trump, deren Konsequenz ein atomarer Krieg ist. Abgesehen von diesem Hit, hat der Brite schon zwei Alben veröffentlicht, die seine Liebe zu Indie-Pop zeigen. Auf dem dritten Alben legt er es nicht weniger poplastig an.

Produktion

Matt Maltese steht auf zwei Dinge: Falsett und Streicher. Verständlich, er hat eine vorzeigbare Kopfstimme, die in den Arrangements selten zu hoch oder dünn anmutet. Um es platt zu sagen – es geht sich aus. Ja und die Streicher sind sein liebstes Stilmittel, neben seinem ständigen Begleiter, dem Klavier. All diese Komponenten hört man in nahezu jedem der 13 Lieder, mal in größerem Einsatz, mal dezenter.

LYRICS

Matt scheint ein Lausbub zu sein. Die Texte strotzen von einer wunderbaren Prise Ironie, die ihn auch selbst betrifft. Maltese nimmt sich selbst nicht zu ernst, schreibt über Liebe und Einsamkeit, über das Verlangen jemand anderer zu sein oder macht sich über Liebeskummer lustig. Auch eine Methode, damit umzugehen.

You can act all shy
But you know that I want you
In the dead of night
I want to live with you
So terrified of the road that takes you
Me too
Don’t modify, every one adores you
At least I do

every one adores you At least I do

Oder er wird sarkastisch.

Welcome to the fellowship of sadness
Here we cry all the time
There’s complementary liquids
And please just try not to smile

1000 Tears Deep

REVIEW

Good Morning: Klingt wie der Titel. Extrrem entspannter Start ins Album. Sehr sanft wird man geweckt, Klavier, ein paar Drums und gut is. Der Refrain lädt zum leichten Schunkeln mit der ersten Tasse Kaffee ein. Laid back. Man hört zum ersten Mal Matts Gesangsstil, der sich früher oder später im Falsett wiederfindet.

Shoe: Ruhiger Start, fast schon zaghaft. Richtig Fahrt nimmt die Nummer nie auf, sie steigert sich trotzdem im Refrain. Falsett und guter Mix, der dieses right show, left shoe-Thema sehr gut einfängt.

Everyone Adores You (at least I do) ein Song zum Schleicher tanzen. Aufrichtiges Liebeslied, getragen vom Klavier, einer Gitarre und der Diskrepanz zwischen Matts tiefer Strophe und seinem Falsett-Refrain.

You Deserve An Oscar hat was von einer frühen Beatles-Nummer oder kann als Mischung von Bee Gees und McCartney gehört werden. Nicht sonderlich spannend über die meiste Zeit, allerdings schöner Turn im Refrain. Pizzicato der Streicher als schönes Element zu den normalen Streichern und dem doch größeren Orchester.

Lobster eine Klavierballade. Er trägt schon recht dick auf, jetzt klingt er mehr nach A-Ha. Der erste Track auf dem er gänzlich auf Falsett verzichtet. Steht ihm auch gut. Insgesamt aber zu schmalzig.

Outrun The Bear: easy Nummer. Sehr verträumt, Leichtigkeit im Vordergrund. Wieder viel Falsett, wieder sehr einnehmend. Kann man sich nur schwer widersetzen und die Botschaft ist auch ganz fein.

1000 Tears Deep: Was kann man sich von einer Nummer mit so einem Titel erwarten? Sehr schön und gleichzeitig frecher Text. Ruhig, kommt nicht immer vom Fleck.

We Need To Talk: Kein Lied für jede Stimmung. Aber wenn man sich in so einer besungenen Situation befindet, dann wirklich perfekt.

Mystery: Ok, das will von Beginn an ein wenig Tame Impala sein, nur fehlt es da am Einsatz und der Leidenschaft. Die Synthis am Anfang sind dünn und in Kombination mit dem Titel fast schon lachhaft simpel. Wird aber mit der Zeit immer besser.

Oldest Trick in the Book: Ein Feature. Bedouine baut sich problemlos in die Dream-Bubble ein. Der Text hat schon wieder eine feine Würze, der Sound gibt sich dafür weiterhin sehr unschuldig.

Looking: Hier sagt er uns, welche Person er gerne wäre und was er mit seinem Schwarm gerne auf der Rückbank eines Autos machen würde. Der Sound unterscheidet sich nur marginal von den Songs zuvor.

Rat Race: Mal einen Beatwechsel, das Schlagzeug bringt ein wenig Spannung rein. Insgesamt eine gute Nummer, spannender als vieles auf dem Album.

Krakow: Wieder Klavier, Streicher. Eine aufwändigere Produktion, die dennoch abfällt – sie unterscheidet sich einfach zu wenig von anderen Liedern auf der Platte. Es fehlen hier schlichtweg die Alleinstellungsmerkmale der jeweiligen Songs.

Ein Album, wohl im Traum geschrieben. Matt Maltese muss einen Ruhepuls von zwölf haben, seine Songs haben keinerlei Hektik oder gar Stress. Dennoch ist Maltese mit allen Wassern gewaschen – er schiebt diesen ruhigen, harmolsen Sound vor, um in lausbubenhafter Manier seine Texte zu verpacken. Er kreiert eine verträumte Atmosphäre und bricht nie aus diesen Gefilden aus.

3,5/5 Pandroids

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