Zum Inhalt springen

CATE LE BON – POMPEII

© Mexican Summer LLC

Mit ihrem sechsten Album Pompeii kann die walisische Sängerin Cate Le Bon einmal mehr ihr großes Talent aufblitzen lassen. Eine Platte, die wie eine Mischung aus PJ Harvey, Falco und St. Vincent klingt.

BACKGROUND

Seit 2008 erfindet sich Cate Le Bon immer wieder neu. Vom Folk und Indie Rock ist sie bei ihrem neuesten Album im Art- und City Pop angekommen. Trotzdem hört man ihren typischen Sound auch auf den neuesten Tracks. Jeff Tweedy, Sänger der legendären US-amerikanischen Band Wilco, sagte einmal über Cate: „Sie ist eine der besten, die derzeit Musik macht. Es ist sehr selten, dass Künstler einen eigenen Sound haben. Aber bei ihr kann ich sofort erkennen, wenn sie Gitarre spielt. Ihr Spiel klingt einfacher, als er tatsächlich ist“. Cate bleibt ihrem Dreijahresrhythmus treu: Nach Mug Museum (2013), Crab Day (2016)und Reward (2019), folgt nun Pompeii. Wie schon Reward kann die neueste Platte voll überzeugen.

REVIEW

Das liegt eben an ihrem Gespür für Chaos und Harmonie. In Le Bons Musik kann man sich in der Verzerrung verlieren, sie nimmt Hörer:innen ein, zieht sie in einen Bann. Schon im Opener Dirt on the Bed kann man sich davon ein erstes Bild machen. Zunächst interagieren noch Saxophon und Klarinette mit Synthi, Bass und Cates Gesang, ehe alle Teile zu einem großen Wirbelsturm an (schrillen) Klängen verschmelzen. Moderation hat davon nur wenig zu bieten, es handelt sich hier schlichtweg um einen der besten Songs dieses Jahres. Alle Elemente greifen perfekt ineinander, der Bass ist der heimliche Star im Ensemble der funky Gitarren und Synthis. Immer wieder blitzt ein wenig PJ Harvey durch – würde es um England gehen, könnte man diesen Song womöglich noch auf Let England Shake packen. Cates Texte sind bildhaft und voller Metaphern, die mit ihrer Musik in wunderbarem Einklang stehen.

Sie lässt sich auf Pompeii ordentlich Zeit – neun Nummern dürfen eine knappe Dreiviertelstunde in Anspruch nehmen. Das ist auch gut, viele Lieder brauchen diesen Raum, um sich zur Gänze entfalten zu können. Harbour, eine der ruhigeren Nummern, hat viel von den Fehlfarben in sich, die 80er Jahre werden auch von ihr sehr hochgehalten. Pizzicato-Synthi am Ende im Wechsel mit dezent dröhnendem Saxophon. Auch in Remembering Me dominieren die schrillen Synthis und Cates Aufbau des Songs lässt viele Parallelen zu ihrer guten Kollegin St. Vincent erkennen. Durch den abermals feinen Bass und den pulsierenden Synthi könnte man auch Falcos Ganz Wien heraushören. Eine enorm feine Scheibe.

Manchmal steht man allerdings auch vor dem Problem, dass zu wenig weitergeht. French Boys tut sich sehr schwer in die Gänge zu kommen, scheitert an seiner Überlänge von 5:14 Minuten. Bei wieder anderen Nummern wird man mit Dauer des Liedes wieder überzeugt, Pompeii lässt im Hintergrund ganz reduziert Jahrmarktähnliche Musik spielen. In Running Away wird instrumental geraunzt, Cry Me Old Trouble bringt sehr viel futuristische und verträumte Seiten ins Spiel. Der Closer Wheel stellt ein kleines Klavierthema in den Mittelpunkt, flankiert dieses aber mit den üblichen Gitarren- und Synthiknällen.

FAZIT

Pompeii vereint verschiedene Stilrichtungen. Mal wird’s ein wenig poppiger, mal doch sehr individualistisch. Manchmal wähnt man sich im Weltraum und dann holt Cate Le Bon dich wieder auf die Erde zurück. Ein sehr gelungenes, tolles Werk einer Künstlerin, die man unbedingt auf den Schirm haben sollte.

8,3/10

Schreibe einen Kommentar