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SAULT – Untitled (Rise)

© Forever Living Originals

Auch wenn niemand weiß, wer hinter dem Pseudonym SAULT steckt – mit Untitled (Rise) bringt die Gruppe eine der besten Platten des Jahres heraus.

Seit eineinhalb Jahren geistert SAULT nun schon in den unendlichen Weiten des Internets und des Musikkosmos herum. Ein britisches Kollektiv soll sich hinter dem Namen verbergen – vor allem aber ein umtriebiges: Untitled (Rise) ist das vierte Album binnen eineinhalb Jahren. Erst im Juli erschien Untitled (Black Is) das rasch zum Soundtrack der #BlackLivesMatter-Bewegung wurde. Die neue Platte knüpft nahtlos an.

Hoffnung

SAULT versteht es gesellschaftlich hypersensible und relevante Themen fast schon verspielt in ihrer Musik zu behandeln. We’re moving forward tonight / Gotta fight, gotta fight heißt es etwa im Opener Strong, einer Funk-Nummer mit Disko-Feeling und ordentlich Percussion. Dass am Ende noch Streicher mitmachen dürfen und den Song wirklich zu einem knapp sechseinhalbminütigen Erlebnis machen, lässt erahnen, wo die Reise hingeht.

Fearless klingt wie eine Quincy Jones-Nummer für Michael Jackson mit einer Mischung des Soundtracks aus dem hervorragenden Computer-Spiel Persona 5. Auch hier wieder ein enorm ansteckender Sound, der aber die Zerrissenheit der Gruppe wiedergibt: All our lives (All our lives) / Simply feels like we’ve been trying to go back (Go back) / To Africa.

Es geht um die Hoffnung die Welt wirklich zu verändern. Empowerment und Widerstand, nicht Trauer und Mitleid sind die zentralen Punkte des Albums. Der Protest wird als Gemeinschaftskampf gesehen – kein ihr gegen uns, sondern nur wir: SAULT umarmt musikalisch den Kampf gegen den Rassismus.

We gon’ fight it whether you like it
Keep playing the music loud
God gonna let me down, no
He won’t ever stop, no
We are survivors
We are the titans
We’re united

Street Fighter

SAULT scheint sich dem Tanz verschrieben zu haben, zu funky, zu melodisch sind die 15 Nummern. Free mag in den Strophen an Dusty Springfields Son of a Preacher Man erinnern, macht aber rasch ein Kehrtwende und löst sich in Massive Attack auf. Definitiv ein Kandidat für den Song des Jahres.

Danke

Wenn ein Album das Prädikat “Abenteuer” verdient, dann Untitled (Rise). Nicht, dass man im Indiana Jones-Style Höhlen durchforsten müsste, aber in jedem einzelnen Song des 50-minütigen Albums, kann man sich dabei ertappen, wie man zaghaft mehr und mehr um die Ecke schielt und wissen will, wie es weitergeht.

Untitled (Rise) darf Freude machen, sollte aber auch genau gehört werden. Die Texte von SAULT sind zu gut und wichtig, dass sie in den ansteckenden Melodien der Lieder untergehen dürfen. Wer auch immer tatsächlich dahintersteckt (es gibt einige Hinweise) hat im Jahr 2020 definitiv zwei Anwärter (Untitled (Black Is) & Untitled (Rise)) zum Album des Jahres abgeliefert. Man kann nur danke sagen!

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