Zum Inhalt springen

BROCKHAMPTON – Roadrunner: New Light, New Machine

© RCA Records / Sony Music

Wenn BROCKHAMPTON irgendetwas ins Internet knallt, dreht selbiges auch durch. Lange mussten Fans auf neue Musik warten, jetzt ist das sechste Album der Rap-Gruppe erschienen.

Man darf sie nicht mehr Boyband nennen. Das hat Band-Leader Kevin Abstract jüngst betont. Also wird BROCKHAMPTON wieder eine Rap-Gruppe. Ein Kollektiv, das die Welt des Hip Hop seit dem Erscheinen der Debüt-Triologie Saturation I-III im Jahr 2017 ordentlich durcheinander gewirbelt hat. Auf Roadrunner: New Light, New Machine vereinen sie ihre Anfangs-Wurzeln mit den Klängen ihrer letzten Alben.

Endlich wieder in die Fresse

Die große Stärke BROCKHAMPTONs liegt in ihrer Grenzenlosigkeit. Genres werden hergenommen wie sie es wollen, vom Hardcore-Rap bis zur eingängigen Pop-Nummer wird die breite Zielgruppe bedient. Fans der ersten Stunde warten sehnsüchtig auf eine Renaissance des alten Sounds, des Raps der den Hörer mit seiner Wucht erdrückt. Glücklicherweise erfüllt die Gruppe diese Sehnsüchte gleich mit der ersten Single und dem Opener des Albums. BUZZCUT ist mit Sicherheit der härteste BH-Song seit den Klängen von Saturation III. Danny Brown macht mit und nennt die Band gleich Incels, was auf vielen Ebenen einen äußerst amüsanten Touch mit sich bringt.

Generell hat die Band zum ersten Mal Features mit dabei: JPEGMAFIA übernimmt einen Part auf dem schon 2020 erschienen Chain On, A$AP Rocky und A$AP Ferg unterstützen bei Bankroll, SoGone SoFlexy auf der Hymne Windows und Charlie Wilson auf I’ll Take You On. Das funktioniert sogar gut, der Mix der vielen Rapper wird nicht geschmälert, niemand kommt zu kurz. Bankroll sticht heraus, kann es mit Buzzcut aufnehmen.

Jobas Album

Absoluter Star von Roadrunner: New Light, New Machine ist diesmal Joba. Der Rapper der auch sehr viele Gesangsparts übernimmt, teilt sein innerstes Seelenleben mit dem Publikum, lässt es an seinem unendlichen Schmerz teilhaben. Zusammen mit Kevin Abstract teilt er sich die beiden Tracks The Light auf, die in Jobas Parts vom Selbstmord seines Vaters und dem damit einhergehenden Schmerz handeln. Sound und Lyrics die unter die Haut gehen. Joba hält auch nicht mit Kapitalismuskritik zurück, hat eine der besten Strophen auf Windows.

Hoffnung und Halt finden die Mitglieder im Glauben und Gott. Im Gegensatz zu Kanye Wests letzten Alben wird dem Hörer der Glaube aber nicht aufs Ohr gedrückt, sondern elegant verpackt.

Die Band kreierte von Beginn an einen eigenen Sound und eine eigene Stimmung. Einen BROCKHAMPTON-Song erkennt man sofort, das hat sich nicht geändert. Die Produktion ist und bleibt herausragend, die Samples werden größer, der Mut bleibt unerreicht hoch. Gitarren spielen eine größere Rolle, mit Dear Lord gibt es sogar eine Gospel-Nummer. Ein Stilbruch zum Ende des Albums, der nicht jeden Geschmack bedienen wird.

Wenn Windows noch eine Party aller BROCKHAMPTON-Mitglieder ist, geht es ab I’ll Take You On mit einem Run der Ginger-Ära weiter. Es wird nicht gediegener, poppiger. Songs die Matt Champion, Joba, bearface und Kevin Abstract gehören und zu Ohrwürmern werden. Hier werden die Casuals abgeholt.

Wieder mal das vorerst vielleicht letzte vorletzte Album

Roadrunner: New Light, New Machine soll das erste von zwei BROCKHAMPTON-Alben 2021 sein. Gleichzeitig auch das vorletzte der Gruppe, die sich dann entweder auflöst oder in die Pause geht. Kevin Abstract hat diese Ankündigung in der Vergangenheit schon des Öfteren gemacht und bisher noch nicht Wort gehalten. Vieles spricht aber dafür, dass BROCKHAMPTON tatsächlich auf einen letzten Run geht. Den Plattendeal mit RCA hat man bald erfüllt, einzelne Mitglieder – Kevin Abstract allen voran – schielen auf andere Projekte. Bleibt also nur zu hoffen, dass das vorläufige Finale ähnlich gut wird, wie Roadrunner: New Light, New Machine. Ein Album wie man es sich von der Gruppe 2021 wünscht: Mit Bangern und den mittlerweile schon etablierten poppigeren Facetten.

Schreibe einen Kommentar