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Die besten 50 Alben des Jahres

Wenn der Dezember kommt, müssen Listen her – so wird es immer noch verlangt. Deshalb schließen wir uns den zahlreichen weiteren Best-of-2020-Wertungen an und schmeißen nach den besten 65 Songs des Jahres jetzt die besten 50 Alben des Jahres raus. Lasst euch nicht triggern und wenn doch, dann teilt es uns in den Kommentaren mit!

50.

beabadoobee – Fake It Flowers

“TikTok-Sensation”, die “Wiedergeburt des Grunge” und “90s reloaded” – all diese Attribute werden beabadoobee zugeschrieben. Mit Fake It Flowers brachte die 20-Jährige ihr Debüt-Album auf den Markt. beabadoobee hat damit weder den Grunge aus der Versenkung geholt noch einen neuen Indie-Rock-Meilenstein kreiert. Viel mehr erinnern einige Elemente mehr an diverse Disney-Musik-Filme, als an den dreckigen Garagensound der 90er Jahre. Vor allem zu Beginn macht Fake It Flowers Freunde, dann wird’s ein wenig eintönig. Aber alles andere als ein schwaches Debüt. Zur Review.


49.

The Screenshots – 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee

The Screenshots bringen mit ihrem zweiten Album 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee die nötige Lockerheit in eine Zeit der kollektiven Erschöpfung. Es müssen auch nicht immer die aufwendigsten Arrangements sein, oft reichen vier Akkorde aus. Anlehnungen an andere Bands könnte man hier jetzt erwähnen, es würde aber nichts bringen. The Screenshots machen ihren eigenen Sound und allgemein ihr ganz eigenes Ding. Das ist erfrischend, gut und vollkommen ungezwungen. Das Album wird vor allem live ordentlich Laune machen. Aber das dauert noch ein wenig. Fürs erste gilt: Liebe Grüße an alle und viel Freude. Ein Album dessen Humor man oft sofort und manchmal erst versteckt sieht. Zur Review.


48.

Mavi Phoenix – Boys Toys

© LLT Records

Einmal so mutig wie Mavi Phoenix sein, das wär’s. Boys Toys handelt von Mavis Reise zu Marlon. Schonungslos offen schreibt er sich alle Gedanken von der Seele. Musikalisch nicht unspannend, kein Cloud-Rap-Album wie man es kennt, Marlon kann einfach rappen. Nicht nur wegen der Message eines der besten Projekte des Jahres.


47.

Fleet Foxes – Shore

Robin Pecknold ist zurück mit dem 4. Studio Album der Fleet Foxes. Der Titel Shore bereitet uns schon vor, auf ein Album das Sonnenschein, Wärme und einen endlosen Horizont ausstrahlt. Schöne Aussichten in Zeiten der Einschränkungen und Sperrstunden. Zur Review.


46.

Gorillaz – Song Machine, Season One: Strange Timez

Mit Song Machine, Season One: Strange Timez haben sich die Gorillaz eine Vielzahl an bekannten Künstlern ins Studio eingeladen und damit ein gelungenes Comeback gegeben. Auch wenn immer wieder der Zusammenhang fehlt, reicht das so umgesetzte Konzept um auch noch in einigen Monaten zurückzukehren und auf eine kleine Reise durch den Weltraum zu gehen. Quasi mehrfaches Binge-Watching. Zur Review.


45.

The Flaming Lips – American Head

Das 16. Album der Flaming Lips fällt vielleicht nicht mehr ganz so verrückt aus, ist aber immer noch psychedelisch genug, um sich in die besungene Jugend der Protagonisten hineinversetzen zu können. LSD-Trips, Diebstahl, viel Hanf – 50 Minuten Zeitreise.


44.

Open Mike Eagle – Anime, Trauma and Divorce

Open Mike Eagle ließ sich scheiden. Auf seinem fünften Album Anime, Trauma and Divorce verarbeitet er seine Gefühle. Dabei überzeugt er mit ruhigem, gut produzierten Sound und sehr persönlichen, mal verzweifelten aber auch versöhnlichen Lyrics. Man wünscht Open Mike Eagle bessere Zeiten. Zur Review


43.

Childish Gambino – 3.15.2020

© Sony Music / Ibra Ake

Donald Glover kann alles, so viel steht fest. Ein Album aus dem Nichts zu veröffentlichen zum Beispiel. 3.15.2020 flutete am besagten Tag das Internet, die Trackliste bilden nur Zeitstempel der Lieder. Childish Gambino versucht sich als Kanye West (53.49), widmet sich aber auch wie schon früher gesellschaftskritischen Themen (47.48). Eine Platte die ihrer Zeit ob der Corona-Krise ein wenig voraus war.


42.

Victoria Monét – Jaguar

Eine der begehrtesten und besten Pop-Songwritterinnen dieser Zeit hat beginnt endlich selbst ein Album herauszugegeben: Jaguar ist Teil eins von insgesamt drei geplanten Parts, die schlussendlich dann auch das Debüt-Album bilden sollen. Monét bringt RnB mit Funk zusammen, dürfte zudem die gelungenere Blaupause für Ariana Grandes Positions gegeben haben. Wenn Monét mit Grande an ziemlich platten Sex-Lyrics geschrieben hat, hat sie auf ihrer eigenen EP den diskreteren, aber dennoch unmissverständlichen Weg gewählt. Eein wenig mehr Abwechslung hätte den neun Tracks aber nicht schlecht getan.


41.

Jeff Rosenstock – NO DREAM

Jeff Rosenstock zeigt auf NO DREAM seine persönlichste Seite. Die 40 Minuten fühlen sich aber nicht wie ein Emo-Album oder dergleichen an, sondern sind in sich ein gelungenes Werk eines Künstlers, der hoffentlich ein wenig innere Ruhe und Seelenfrieden gefunden hat. Zur Review.


40.

Taylor Swift – Folklore

Taylor Swift hat den Folk für sich entdeckt und gleich zwei Alben binnen weniger Monate veröffentlicht. Musikalisch unterscheiden sich Folklore und Evermore nur minimal, inhaltlich wird’s mal spannender, mal langweiliger. Keine schlechte Platte, dennoch läuft man hier Gefahr, sich im über einstündigen Waldausflug zu verirren. Der Bach plätschert ähnlich Taylors Musik dahin.


39.

Soccer Mommy – Color Theory

Auch hier scheint es nur zwei Meinungen zu geben: Entweder man steht voll drauf oder man lässt es liegen. Soccer Mommys Indie-Rock hat seine guten Seiten, ist stark produziert, macht es sich aber an manchen Stellen zu einfach und wagt wenig Neues. Trotzdem zeigt die in der Schweiz geborene Amerikanerin, dass sie Songs schreiben kann.


38.

Rico Nasty – Nightmare Vacation

Die HipHop-Welt hat das Debüt-Album von Rico Nasty lange herbeigesehnt, zum Jahresende erschien es auch endlich. Nightmare Vacation zeigt Rico Nasty so wie sie ist: etwas verrückt, etwas verspielt, mal aggressiv, mal ein ganz klein wenig ruhiger. Dylan Brady produzierte mit iPhone eine klassische Charli XCX-Nummer, die Rico aber ebenso gut steht. Let it Out dürfte Rico Nasty am besten beschreiben. Einfach in die Fresse.


37.

Tame Impala – The Slow Rush

Currents, das im Jahr 2015 erschienen Album, zu toppen, ist sogar für Kevin Parker nicht möglich. The Slow Rush ist aber trotzdem noch ein würdiger Nachfolger geworden. Tame Impalas Sound erkennt man binnen weniger Sekunden, die Erfolgsformel ist ein Stein gemeißelt, die Schrauben werden nicht mehr ganz so experimentierfreudig wie noch vor ein paar Jahren gedreht.


36.

Lady Gaga – Chromatica

Einfach solide. Lady Gaga erfindet ihren Sound auch nicht mehr neu, ist aber immer noch für diverse Hits gut. Ein Album das gute Laune ausstrahlt, zum Tanzen einlädt und mit Rain On Me eines der besten Features des Jahres zu bieten hat. Eine Dreiviertelstunde perfekt geeignet um sich im Synth-Pop vom Corona-Wahnsinn abzulenken.


35.

My Ugly Clementine – Vitamin C

So soll ein Debüt klingen. Klare Richtung, starke Texte, viel Freude, einige Ohrwürmer. My Ugly Clementine dürfte die Bezeichnung “Superband” schon auf die Nerven gehen, aber streng genommen stimmt der Titel auch: Sophie Lindinger (Leyya), Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls), Kathrin Kolleritsch (Schmieds Puls) und Nastasja Ronck reden nicht lange um den heißen Brei herum sondern sagen dir ins Gesicht was sie von dir, deinen Werten und deiner Misogynie halten. Vorgetragen in feinem Indie-Rock.


34.

Adrianne Lenker – Songs

Ein Album wie gemacht für den Herbst. Wer Adrianne Lenker noch nicht kennt, könnte ob ihrer Stimmfarbe etwas irritiert sein. Ohne jetzt zu viele Adjektive herum zu schmeißen – kindlich dürfte es treffen. Ebenso der Album-Titel: Songs. Elf Lieder, nicht mehr nicht weniger, akustische Gitarre, Gesang, fertig. Funktioniert in der richtigen Stimmung sehr gut, sonst eher nicht.


33.

Ghali – DNA

© Warner Music

Ghali bleibt einer der größten Anker der neuen italienischen Trap-Welle. DNA ist deutlich poppiger als die bisherigen Vorgänger, dennoch lässt der Rapper immer wieder seine alte Seite zum Vorschein kommen. Good Times avancierte in Lockddown I zur Hymne, sein Album versprüht Lebensfreude, behandelt ernste Themen auf sehr melodisch verpackten Beats und dient zur Auffrischung der Italienischkenntnisse. Zur Review.


32.

The Strokes – The New Abnormal

Nach langen sieben Jahren des Wartens, veröffentlichten die Strokes im April 2020 ihr sechstes Studio-Album The New Abnormal. Die New Yorker besannen sich auf die Wurzeln ihres Meisterwerks Is This It und brachten damit ihr vermutlich zweitbestes Album heraus. Producer-Guru Rick Rubin hat ganze Arbeit geleistet, Julian und seine Jungs klingen wieder nach sich selbst.


31.

Emma Ruth Rundle, Thou – May Our Chambers Be Full

Die Sludge Metal Band Thou und die amerikanische Post-Rock Sängerin Emma Ruth Rundle veröffentlichten mit May Our Chamber Be Full eines der besten Kollaborationsalben des Jahres. Es dient als Türöffner für Musikliebhaber, die mit dem Sludge-Genre bisher wenig anfangen konnten. Ein von vorne bis hinten gelungenes Projekt zweier wie für einander gemachten Musiker(gruppen). Zur Review.


30.

Mac Miller – Circles

© Warner Music

Ein Album, das nur schwer auszuhalten ist. Mac Miller wuchs von Album zu Album, experimentierte, machte seine Freude an seiner Musik für alle Hörer greifbar. Circles als Fortsetzung zum 2018 erschienen Swimming hat alle möglichen Genres auf Lager – und Texte, die ob der weiteren Ereignisse eben nicht auszuhalten sind. Mac Millers tragischer, früher Tod verhindert weitere Musik und lässt nur mehr erahnen, was noch alles möglich gewesen wäre. Es ist und bleibt eine furchtbare Tragödie.


29.

Doves – The Universal Want

Die Doves haben mit The Universal Want ein ordentliches Comeback gegeben. Man kann in eine eigene Atmosphäre abdriften, wird aber zu selten komplett herausgerissen. Es fehlen also die letzten spannenden Momente, die die doch auch vorkommenden, sich gerne wiederholenden Elemente durchbrechen. Absolut keine schlechte Scheibe, nur an manchen Stellen ein wenig zu monoton. Zur Review.


28.

The Weeknd – After Hours

An Blinding Lights ist niemand vorbeigekommen, am dazu passenden Album After Hours wohl auch die wenigsten. Definitiv spannender als etwaige Vorgänger, gehen die 14 Songs fast nahtlos ineinander über. The Weeknd erfindet sich nicht unbedingt neu, zeigt aber sicherlich andere Facetten. Leidet am Drake-Syndrom: Kann anstecken oder abschrecken.


27.

Megan Thee Stallion – Good News

Die Erwartungshaltung gegenüber Good News war ob der jüngsten Erfolge Megan Thee Stallions und Vergleichen zu Cardi B und deren Debüt-Meisterwerk Invasion Of Privacy extrem hoch. Megan Thee Stallion ist eine der talentiertesten Rapperinnen dieser Zeit und hat mit ihrer ersten vollen Platte einmal mehr diesen Status untermauern können. An einigen Stellen wäre noch mehr möglich gewesen, die Tracks unterscheiden sich sowohl inhaltlich als auch vom Sound zu wenig. Dennoch ein Album, das sehr gute Laune verbreitet und dem man auch eine Chance geben sollte. Zur Review.


26.

Jessie Ware – What’s Your Pleasure?

So klingt Disco im Jahr 2020 tatsächlich (looking at you, Dua Lipa). Hier gibt es ein wenig Donna Summer, 80s Beats die aus den Clubs des Vertrauens heraus dröhnen und den Drang der Bewegungsfreude auslösen. Jessie Ware traut sich an Dinge, die auf dem Papier unsexy klingen (was soll Post-Disco überhaupt sein), in der Tat dann aber grooven. Wer Disco-Sound im Corona-Jahr 2020 vermisst, kann sich in diesen 53 Minuten vorstellen, wie man sich leicht betrunken auf der Tanzfläche aneinander reibt. Oder so.


25.

Bartees Strange – Live Forever

© Bartees Strange

Und dann kam aus dem nichts Bartees Strange und rührt mit Live Forever ordentlich an der Hype-Trommel. Zurecht gilt der US-Amerikaner als Liebling der Kritiker, sein Sound ist dreckig aber auch melodiös, aufregend und einfach stimmig. An der Mischung aus Indie-Rock, HipHop und Jazz haben sich noch nicht viele Künstler versucht, Bartees zeigt aber, dass man diese drei Genres miteinander verknüpfen kann. Starkes Debüt, das in Zukunft hoffentlich Nachahmer und Nachfolger findet.


24.

Aminé – Limbo

Aminé konnte mit Limbo nicht nur seinem Idol Kobe Bryant Tribut zollen, sondern auch ein gelungenes Album präsentieren, das auch für die Zukunft einiges an Hoffnung macht. Der Rapper hat Kreativität und weiß seine Werkzeuge einzusetzen. Zur Review.


23.

Blu & Exile – Miles

Drei Jahre saßen Blu & Exile an ihrem dritten Album, ehe es im Juli endlich herauskam. Miles bietet HipHop der alten Schule, Oldschool-Beats, Songs die sich Zeit lassen und dauern dürfen. Gleich zwanzig Lieder schafften den finalen Cut, mit knapp 96 Minuten ist es auch das längste Album auf dieser Liste. Dementsprechend finden sich einige Längen – dennoch eine Platte für Liebhaber des Genres.


22.

Bob Dylan – Rough And Rowdy Ways

Das 39. (!) Studioalbum des Nobelpreisträgers. Auch mit knapp 80 Jahren liefert Mr. Zimmermann immer noch ab und hat mit Rough And Rowdy Ways das beste Album seit langer Zeit veröffentlicht. Dylan nimmt seine Fans und Hörer auf eine 70-minütige Kutschenfahrt mit, hat sich unter anderem Fiona Apple für ganze Klavierpassagen geholt und einmal mehr bewiesen, dass er es immer noch kann.


21.

Run The Jewels – RTJ4

Zum vierten Mal haben Killer Mike und El-P abgeliefert. Im Zuge der Proteste gegen die andauernde Polizeigewalt in den USA zwei Tage früher als geplant released, werden dort auch genau diese Themen behandelt. Vielleicht nicht mehr ganz so scharf formuliert wie noch im Vorgänger, dennoch haben die beiden wieder einige Protest-Hymnen auf Lager gehabt. Generell ist eine Kollaboration von RTJ und Preemo immer ein Lichtblick. Walking In The Snow wurde fälschlicherweise nicht in unsere Liste der Top-Songs des Jahres aufgenommen.


20.

Die Ärzte – Hell

Ein Album der Ärzte fühlt sich immer wie Heimkommen an. So viele Facetten sind schon bekannt und es macht auch nichts, dass sich die Band den bewährten Mitteln ihrer langen Karriere weiterhin bedient. Musik, die die Laune hebt und eingefleischte Fans, ein wenig nostalgisch Schwelgen lässt. Mit Hell haben die Ärzte wieder einmal bewiesen, dass sie es noch drauf haben. Nach dem Vorgänger-Album auch war mit dieser Renaissance nicht unbedingt zu rechnen. BelaFarinRod bilden und bleiben einfach die beste Band der Welt. Zur Review


19.

Tarek K.I.Z – Golem

Schmerz, Leid, Hass, Wut, Mord, Liebe, bisschen Protz – und noch vieles mehr knallt Tarek K.I.Z mit Golem auf den Tisch. Sound den man in Ansätzen schon von seinen Solo-Auftritten im Rahmen einzelner K.I.Z-Alben kennt: Auto-Tune, der genauso eingesetzt werden soll. Absolute Bretter wie Bang Bang tauschen sich mit extrem intimen Songs (Kaputt Wie Ich) ab. Tarek hat viel zu erzählen und macht das auf seine eigene Art. Hier darf man sich hinsetzen und genau zuhören. Was als platte Line zunächst nicht weiter beeindruckt, stellt sich in weiterem Kontext als Teil eines großen Projekts heraus. Eines der besten deutschen Alben des Jahres, im Deutschrap ganz vorne anzusiedeln.


18.

Bruce Springsteen – Letter To You

© Sony Music

Letter To You lässt die Sehnsucht nach Livemusik deutlich steigen. Springsteens Energie wird auch über die Platte auf den Hörer übertragen und man kann es kaum erwarten, dreieinhalb Stunden den Altrockern live zuzuhören. Bis dahin müssen wir uns noch gedulden, mit dem neuen Album hat man fantastischen neuen Stoff geliefert bekommen. Zeit die Texte auswendig zu lernen bleibt ebenfalls noch genug. Zur Review.


17.

Kali Uchis – Sin Miedo (del Amor y Otros Demonios)

Kali Uchis bedient hier ihre kolumbianischen Wurzeln und gibt sich der Musik Lateinamerikas hin, indem sie die verschiedenen Musikarten mit ihrem RnB und Soul mischt. Man bekommt eine Platte mit Reggae, Salsa und Bossa Nova, wie dem Closer angel sin cielo. Natürlich birgt so ein deutlicher Bruch – allein wegen des Sprachenwechsels – für Mainstream-Erfolge in englischsprachigen Teilen der Welt eine gewisse Gefahr. Kali Uchis geht dieses Risiko –sofern sie es überhaupt als solches sieht – bewusst ein und scheut sich auch nicht davor zurück, neues auszuprobieren. Die Singles im Vorfeld von Sin Miedo ließen tatsächlich auf einen anderen Sound schließen –schlussendlich kam ein hervorragender Mix aus den diversen Facetten der Künstlerin heraus. Zur Review.


16.

Denzel Curry, Kenny Beats – Unlocked

UNLOCKED ist das Werk zweier talentierter Musiker, die sich auf der gleich verrückten Wellenlänge befinden. Die Energie Currys wird durch die Beats von Kenny Beats noch einmal stärker in den Vordergrund gehoben. Einziger Makel dieser rundum gelungenen Platte: die Länge. Die Musiker hätten sich gerne noch weitere 72 Stunden einsperren können, um dem Hörer schlussendlich ein 30+ minütiges Vergnügen bescheren zu können. Aber dafür gibt’s ja den Film und die Aussicht auf weitere Auskopplungen des Duos. Zur Review.


15.

Clipping. – Visions of Bodies Being Burned

Den Spagat den Daveed Diggs regelmäßig macht, muss man erst einmal nachmachen können. Als Schauspieler und Sänger gewann er für seine Rollen als Marquis de Lafayette und Thomas Jefferson im Hit-Musical Hamilton sowohl einen Grammy- als auch einen Tony-Award. Dem gegenüber steht sein Projekt Clipping. das er zusammen mit den Produzenten William Hutson und Jonathan Snipes betreibt. Für Sound von Clipping. im speziellen oder experimentellen Hip Hop generell, muss man entweder in der richtigen Stimmung sein oder Wagemut beweisen, neue Musik kennenlernen zu wollen. Denn als Hörer wird man mit einer richtig guten, natürlich auch verrückten und über Stellen auch weirden Platte belohnt. Zur Review.


14.

Haim – Women In Music, Pt. III

Die drei Schwestern mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche private Probleme stemmen, die als Ausgangslage für ihr drittes Studioalbum Women In Music, Pt. III dienten. Der Titel spricht für sich, die Inhalte des Albums ebenso. Haim wird zurecht gelobt, mischen Indie-Pop mit Rock. Nominiert als bestes Album bei den kommenden Grammys.


13.

Charli XCX – How I’m Feeling Now

© Warner Music

Charli XCX hat die Selbstisolation der Corona-Krise genützt und in weniger als sechs Wochen gemeinsam mit ihren Fans ein Album geschrieben, produziert und schlussendlich auch veröffentlicht. Von allen Lockdown-Alben ist How I’m Feeling Now das ehrlichste und gleichzeitig spannendste. Charli XCX kann nahtlos an ihre starken Vorwerke anschließen, einen schöneren Lärm findet man 2020 nicht. Zur Review.


12.

Lianne La Havas – Lianne La Havas

© Universal Music

Neo-Soul wird weiterhin nicht im Radio gespielt, dabei würde sich Lianne La Havas selbstbetiteltes Album perfekt dafür anbieten. Honig für die Ohren, stimmgewaltig, perfekt für Abende vorm Ofen. Und das obwohl die Britin auf ihrer neuen Platte hauptsächlich eine Trennung verarbeitet. Wer Soul, Jazz, Gitarren- und tiefe Basslines mag, kam daran nicht vorbei.


11.

Laura Marling – Songs for our Daughter

Die britische Liedermacherin widmet ihr neues Album ihrem imaginären Kind. 36 Minuten Folk, 36 Minuten Roadtrip. Marling lässt den Hörer in ihre intimsten Winkel blicken, lässt mit hervorragenden Harmonieren aufhorchen und schafft es dadurch auch ihre eigene Traurigkeit spürbar zu machen. Zehn Nummern die einfach nur funktionieren und ob der Musikrichtung in Erinnerungen schwelgen lassen oder Fernweh auslösen. Einfach schön.


10.

Fiona Apple – Fetch The Bolt Cutters

© Sony Music

Platz zehn für Fetch The Bolt Cutters grenzt ob der Einigkeit der Musikkritiker fast schon an Blasphemie. Fiona Apple liefert immer ab, auch mit ihrem neuesten Album. Egal auf welche Seite man blickt, irgendwo schwirrt die Platte mit. Für ganz vorne reicht es aber nicht, auch wenn einige ihrer Songs in unserer Liste der Top-Songs des Jahres zu finden sind. Heißt aber nicht, dass Fetch The Bolt Cutters nicht trotzdem schon ein gewisser Klassiker geworden ist.


09.

Rina Sawayama – Sawayama

© Dirty Hit

Song Contest-Vibes, Pop der 2000er und Nu Metal – Rina Sawayama zeigt sich auf ihrem Debüt-Album facettenreich. Ein Album das wächst und durch den Zwist aus Pop, Metal und 90er-Vibes überzeugt. Ein Erstling bei dem man mit großer Wahrscheinlichkeit schnell einem der unzähligen Ohrwürmer verfällt.. Ein spannendes Projekt, einer spannenden Künstlerin, deren erster musikalischer Fußabdruck Lust auf mehr macht. Zur Review


08.

Lous and the Yakuza – Gore

© Sony Music

Das Debüt Album der belgisch-kongolesischen Rapperin überzeugt auf voller Linie. Mit wenigen Mitteln, aber einem klaren Plan führt uns Lou and the Yakuza durch 29 aufregende Minuten. Vergangenes Jahr veröffentlichte sie mit Dilemme ihre erste Single. Den Künstlernahmen bildete sie aus einem Anagramm aus Soul und den Yakuza, die ihre Crew beschreiben soll. Die erste Single eröffnet auch ihr Album – ein Potpourri aus allen Stärken Lous: Sprechgesang über einen minimalistischen Beat, ein eingängiger Refrain und Themen, die ernst, aber unbekümmert leicht vorgetragen werden. Das Dilemma des Alleinseins, die Suche nach der Zugehörigkeit, wurden im Jahr 2020 selten schöner beschrieben. Zur Review.


07.

Dua Lipa – Future Nostalgia

© Universal Music

Dua Lipa hat mit Future Nostalgia eines der besten Pop-Alben der vergangenen Jahre auf den Markt gezaubert. Lebensfroh, funky, witzig und für Menschen die gerne tanzen vermutlich gefundenes Fressen. Die Weiterentwicklung vom Erstlingswerk hin zur neuen Platte ist unübersehbar, seichter Pop wurde abgelöst. 2020 war ganz klar ihr Jahr, ähnlich wie bei Megan Thee Stallion scheint alles zu Gold zu werden, was nur in ihre Nähe kommt. Zur Review.


06.

Giant Rooks – Rookery

© Universal Music

Watershed wurde hier zum besten Song des Jahres gewählt, Rookery kratzt an den Top-5 Alben des Jahres. Die Giant Rooks haben eine fantastische Zukunft vor sich. Hallen werden in ganz Europa gefüllt sein, wenn irgendwann wieder Konzerte stattfinden können. Die Giant Rooks mögen hie und da an andere Bands erinnern und das ein oder andere Element übernehmen. Vielleicht klingt das alles schon bekannt. Aber die Rooks scheinen nicht abgeneigt zu sein, die gewohnten Klänge experimentierfreudig zu erweitern und gleichzeitig den ursprünglich schon gefundenen eigenen Sound ständig erweitern zu wollen.  Wenn man so will, haben die fünf Jungs den Hörer auf eine Reise mit rotem Faden aber dem ein oder anderen Hügel mitgenommen. Dafür muss man sich bedanken. Bis auf ein paar Längen ein unglaublich starkes Album. Zur Review.


05.

Sault – Untitled (Black Is)

© Forever Living Records

SAULT zum Ersten! Die britische Kombo hat mit ihrem Untitled-Duo nicht nur hervorragenden Sound aus einem Mix aus Rap, Soul, Funk und RnB bedient, sondern auch gleich für die musikalische Untermalung der Black Lives Matter-Bewegung gesorgt. Die politischen Texte werden in hochansteckende Rhythmen verpackt. Wer aus dem Nichts zwei solche Album-Bretter raushaut, muss künftig auch Konzerte geben. Also bitte, wer auch immer ihr tatsächlich seid – macht so weiter!


04.

Chloe x Halle – Ungodly Hour

© Sony Music

Chloe x Halle klingeln an der Tür zum RnB- und Pop-Himmel und dürften mit Ungodly Hour einen großen Schritt in die Richtung der großen Legacy der Knowles-Schwestern gesetzt haben. Eine der größten Überraschungen des bisherigen Jahres. Harmonien, Harmonien, Harmonien – einfach nur perfekt. Zur Review.


03.

Tkay Maidza – Last Year Was Weird, Vol. 2

©4AD

Die erste Platte die jemals die Höchstwertung auf PANDROID erhalten hat. Last Year Was Weird, Vol. 2. ist ein kurzes, aber zielgerichtetes Album. Jeder einzelne Track ein Volltreffer, egal ob in die Fresse-Rap oder melodischere und ruhigere Songs – Tkay Maidza trifft alles. Eine der größten Entdeckungen des Jahres 2020. Zur Review.


02.

Sault – Untitled (Rise)

© Forever Living Records

SAULT zum Zweiten. Wenn ein Album das Prädikat “Abenteuer” verdient, dann Untitled (Rise). Nicht, dass man im Indiana Jones-Style Höhlen durchforsten müsste, aber in jedem einzelnen Song des 50-minütigen Albums, kann man sich dabei ertappen, wie man zaghaft mehr und mehr um die Ecke schielt und wissen will, wie es weitergeht. Fantastische Texte, fantastische Musik. Zur Review.


01.

Phoebe Bridgers – Punisher

© Dead Ocean

Wer diesem Album Eintönigkeit unterstellt, hat kein Herz und wenn doch, dann eines aus Stein. Niemand singt schöner über einen möglichen Tanz am Grab des Nazi-Nachbaren. Punisher berührt, hat etwas mystisches und gleichzeitig eine bedrückende Leichtigkeit. Lasst uns gemeinsam im Skelett-Outfit den Mond besingen. Sound der sich aufs Wesentliche konzentriert und trotzdem eine Wucht entwickeln kann. Ihre Texte kommen direkt aus dem Leben und kommen ohne große Metaphern aus. Bei Phoebe Bridgers weiß man, was man bekommt. Unser Album des Jahres.

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